Der Triumphzug der Asiatischen Tigermücke um die Welt

Stechmücken sind wegen ihrer ausgeprägten Affinität zu Blut bei den Menschen schon seit alters her nicht besonders beliebt. Dies gilt insbesondere für die Asiatische Tigermücke, die zuweilen als Tigermoskito bezeichnet wird. Diese Insekten suchen als Kulturfolger ganz gezielt die Nähe zu uns Menschen. Wie bei anderen Mückenarten auch sind es hier die Weibchen, die wir leider mit dem Attribut "blutrünstig" betiteln müssen. Mit ihrem aggressiven Stechverhalten machen sie ihrem Namen alle Ehre, wobei im ehrlichen Vergleich mit dieser Mücke ein Tiger doch eher noch ein zahmes Schmusekätzchen ist, da diese Mücken garantiert gefährliche Erreger wie das Dengue- oder Zika-Virus übertragen.

Mit ihrer ausgeprägten Anpassungsfähigkeit erobert die Tigermücke zurzeit mit großem Erfolg fast die ganze Welt. Effektive Unterstützung findet sie dabei durch den zunehmenden internationalen Warenverkehr. Hier ist es insbesondere der Handel mit Glücksbambus und Gebrauchtreifen, der ihr seit Jahrzehnten schon den Weg aus ihren natürlichen, ostasiatischen Verbreitungsgebieten heraus in die schöne, neue Welt ebnet.

1.) Allgemeine Informationen über die Tigermücke

Es gibt weltweit circa 100 bedeutende invasive Spezies, eine davon ist die Asiatische Tigermücke. Ihr wissenschaftlicher Name ist Aedes albopictus, seit dem Jahr 2004 wird sie auch als Stegomyia albopicta bezeichnet.

Im Jahre 1894 wurde sie von Frederick Askew Skuse erstmals wissenschaftlich beschrieben. Er verwendete noch die Bezeichnung Culex albopictus (Culex bedeutet lateinisch "Mücke", albopictus heißt übersetzt "weiß gezeichnet"). Erst etwas später ordnete man sie der Gattung Aedes zu, was im Griechischen in etwa "widrig" bedeutet, und fügte auch hier noch albopictus hinzu.

1.1) Das äußere Erscheinungsbild der Asiatischen Tigermücke

Es ist eine relativ kleine, zwischen zwei und zehn Millimeter große Stechmücke, die auffällig schwarz-silberweiß gestreift ist. Die männlichen Mücken sind ungefähr 20 Prozent kleiner als die weiblichen Tiere. Als weiteres klares Unterscheidungsmerkmal können die auffällig buschigen Fühler der Männchen angeführt werden. Der Stechrüssel (Proboscis) ist bei beiden Geschlechtern gleichermaßen dunkel gefärbt. Die beiden Facettenaugen sitzen relativ getrennt voneinander am Kopf. Am Hinterleib findet man viele Flecken mit silbrig-weißen Schuppen.

Die in der Luft schaukelnden Hinterbeine erscheinen schwarz-weiß geringelt. Aus diesem Grunde wird die Tigermücke häufig mit der in Europa verbreiteten Ringelmücke (Culiseta annulata) verwechselt, deren schwarz-grauer Körper helle Querbinden zeigt und deren Beinchen weiß geringelt sind. Auch die in den Tropen und Subtropen weitverbreitete Gelbfiebermücke [Aedes (Stegomyia) aegypti] ist für den Laien kaum von der Asiatischen Tigermücke zu unterscheiden.

Ein sicheres Merkmal der Asiatischen Tigermücke ist eine silbrige Schuppenlinie, die mittig über ihren Kopf verläuft, um sich noch bis zum oberen Brustteil (Thorax) fortzusetzen. Nun nimmt sich nicht jeder gern die Zeit, so eine blutsaugende Mücke einer eingehenden Analyse zu unterziehen. Die meisten hoffen vielmehr auf eine zuverlässige Wirkung ihres Mückenschutzes, der die Plagegeister von einer Zwischenlandung auf der eigenen Haut ja gerade abhalten soll. Dennoch werden zurzeit in Deutschland gezielt Menschen gesucht, die die Geduld aufbringen, die Mücken zu beobachten und zu beschreiben.

Der Mückenatlas ist ein Projekt, das auf die freiwillige Zuarbeit möglichst vieler Menschen baut, die Informationen zur Kartografierung der Verbreitung von Stechmückenarten in Deutschland bereitstellen. Es handelt sich um ein im Jahre 2012 bundesweit angelegtes Mitmachprojekt zum Stechmücken-Monitoring des "Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung" (ZALF) mit Sitz in Müncheberg und des "Instituts für Infektionsmedizin" (IMED), das dem "Friedrich-Loeffler-Institut" (FLI) auf der Insel Riems angehört. Von besonderem Interesse sind für die Wissenschaftler jene Mückenarten, die erst in letzter Zeit zunehmend in Deutschland heimisch werden.

Wichtiger Hinweis:

Nur eine noch erkennbare Mücke ist eine gute Mücke für die Wissenschaft. Also, bitte nicht mit dem Dampfhammer draufhauen oder zertreten, sondern möglichst ohne größere Beschädigung einfangen, in ein Gefäß geben und an das ZALF einschicken. Kontakt:

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Eberswalder Straße 84
D-15374 Müncheberg
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.zalf.de

1.2) Ein kleines Insekt erobert die Welt

Ursprünglich in Südostasien beheimatet wurde die Tigermücke gegen Ende des 20. Jahrhunderts in vielen anderen Ländern der Erde entdeckt. Die folgende Liste mag einen Eindruck über ihre globale Wanderschaft vermitteln. Die hier angegebenen ersten Sichtungen müssen nicht unbedingt mit dem tatsächlichen ersten Auftreten in diesen Ländern zusammenfallen.

  • 1979 - Albanien
  • 1983 - Memphis (Tennessee)
  • 1985 - Texas
  • 1986 - Brasilien
  • 1988 - Mexiko
  • 1990 - Südafrika
  • 1991 - Nigeria
  • 1993 - Dominikanische Republik
  • 1995 - Kuba, Honduras, Guatemala, Bolivien
  • 1996 - El Salvador
  • 1997 - Kaimaninseln
  • 1998 - Argentinien
  • 1999 - Paraguay und in mindestens 25 US-Bundesstaaten
  • 2001 - Kolumbien
  • 2002 - Panama
  • 2003 - Uruguay, Nicaragua, Israel, Libanon
  • 2005 - Syrien
  • 2007 - Deutschland (Autobahn-Raststätte Weil am Rhein)
  • 2014 - Freiburg
  • 2015 - Heidelberg
  • 2017 - Rheinland-Pfalz, Baden-Württemnberg, Bayern, Thüringen, Nordrhein-Westfalen

Die Tigermücke wurde zwar auch nach Australien und Neuseeland eingeschleppt, hat sich dort aber (noch) nicht adaptieren können. Dagegen ist die Mücke auf den Inseln in der Torres-Straße zwischen Papua-Neuguinea und Queensland (Australien) inzwischen heimisch.

Ihre Ausbreitung vom Mittelmeerraum in Richtung Norden nahm vermutlich in Italien (Genua) ihren Anfang, wo im Hafen gebrauchte Reifen aus Georgia (USA) eintrafen. Da sich die Larven in kleinsten Pfützen entwickeln können, reichten die Wasseransammlungen in den Reifen dafür aus. (Es ist ganz schwierig, Wasser, das sich einmal in Reifen befindet, herauszuschütteln). Mittlerweile ist die Mücke in ganz Italien und in mindestens 21 weiteren europäischen Staaten nachgewiesen worden. Die bislang in Deutschland gefundenen Exemplare waren aber (noch) nicht von Tropenviren befallen.

2.) Gefährliche Asiatische Tigermücke

Die Tigermücke ist dafür bekannt, ein Überträger von tier- und humanpathogenen Erregern zu sein, dazu gehören unter anderem das West-Nil-, Chikungunya-, Dengue- und das Gelbfieber-Virus. Darüber hinaus überträgt sie den Hundeherzwurm (Dirofilaria immitis) und den Hundehautwurm (Dirofilaria repens). In den USA und in Südeuropa wurden nachweislich einzelne Krankheitsfälle und sogar Epidemien von Chikungunya- und Dengue-Fieber durch die Tigermücke ausgelöst. Die folgende Liste dient der Übersicht bezüglich der durch die Mücke auf den Menschen übertragenen Krankheiten:

  • Dengue-Fieber
  • Chikungunya-Fieber
  • Gelbfiebervirus
  • West-Nil-Virus
  • Zika-Virus
  • St.-Louis-Enzephalitis

3.) Bekämpfungs-Maßnahmen

Dieser Kulturfolger wird auch als "Container-Brüter" bezeichnet, weil zur Eiablage und zur Entwicklung der Larven vornehmlich künstliche Kleinstgewässer im Bereich menschlicher Ansiedlungen genutzt werden, zum Beispiel wassergefüllte Untersetzer oder Vasen, Regentonnen und eben Altreifen. Die Larven schlüpfen dann, wenn der Wasserspiegel ansteigt und so die Eier ins Wasser gelangen. Das passiert manchmal erst Monate nach der Ablage der Eier, die sehr resistent gegenüber Trockenheit oder Kälte sind. Das ist übrigens der Grund dafür, dass die Eier über lange Zeit unter nahezu lebensfeindlichen Bedingungen verschleppt werden können.

3.1) Physikalische Bekämpfung

Potenzielle Brutstätten können so modifiziert werden, dass sie den Stechmücken zum Zwecke der Eiablage nicht mehr zugänglich sind. Hierzu ein paar Beispiele:

  • Container können mit einem gut schließenden Deckel versehen werden oder mit einem engmaschigen Netz (Gase) abgedeckt werden.
  • Handliche Wasserbehälter wie Regentonnen, Vogeltränken und so weiter sollten mindestens einmal wöchentlich richtig geleert werden.
  • Jedes Gefäß im Außenbereich, das sich mit Regenwasser füllt, sollte umgedreht oder mit einem Ablauf versehen werden, gegebenenfalls mit Kies oder Sand befüllt werden. Falls Regenrinnen nicht vollständig ablaufen, müssen diese repariert werden.

3.2) Chemische Bekämpfung

Auch wenn dies vielleicht etwas überraschend erscheint: Mückenlarven können mit Wachstumshormonen wie Diflubenzuron, Methopren oder Pyriproxifen bekämpft werden. Sogenannte Adultizide, das sind Insektizide gegen adulte Mückenstadien wie zum Beispiel Alpha-Cypermethrin, Permethrin, Deltamethrin oder Lambdacyhalothrin, dürfen in Deutschland nur im Seuchenfall lokal begrenzt auf behördliche Anordnung durch zertifizierte Schädlingsbekämpfer eingesetzt werden.

3.3) Biologische Bekämpfung

Das Bakterium "Bacillus thuringiensis israelensis" (BTI) wird beispielsweise vom Hubschrauber aus in den Auen des Oberrheins versprüht, um so die Larven zu töten. BTI kann man aber auch einfach selbst mit Wasser anrühren und mithilfe einer Gartenspritze im Bereich der Brutgewässer versprühen. Darüber hinaus gibt es dieses Material im Handel in Tablettenform, die sich in den betroffenen Wasserstellen auflösen und dort über mehrere Wochen hinweg wirken.

In Bologna beforscht ein Expertenteam um Professor Romeo Bellini die Möglichkeiten der Sterilisation männlicher Mücken unter Einsatz energiereicher Gammastrahlen. Da die Puppen der männlichen Tiere etwas kleiner sind, können sie leicht ausgesiebt werden. Die so sterilisierten Mücken werden dann in Deutschland ausgesetzt, um sich völlig sinnentleert zu paaren.

4.) Wie sich jeder vor Tigermücken selbst schützen kann

Wie weiter oben bereits angeschnitten, sollte man stets darauf achten, überschüssiges Gießwasser eben nicht stehen zu lassen. Es macht nicht so viel Arbeit, Schalen und Töpfe auf dem Balkon oder im Garten regelmäßig auszugießen oder die Regentonne abzudecken. Damit keine Mücken in die Wohnung gelangen, haben sich einfache Fliegengitter (im Handel meistens gleich mit verstellbaren Montagerahmen erhältlich) aus engmaschigen Gasen vor den Fenstern und Türen bewährt.

4.1) Hausmittel gegen Mücken

Einen recht effektiven Schutz vor Mücken bieten Körperöle zum Beispiel aus Eukalyptus, Zedernholz oder Zitrusfrüchten. Dagegen führen Verdampfer oder Duftlampen in geschlossenen Räumen oft zu Kopfschmerzen, manchmal sogar zu Übelkeit. Der Balkon, die Terrasse und der Garten lassen sich an lauen Sommerabenden stimmungsvoll mit Zitronella-Kerzen beleuchten. Diese verströmen einen recht intensiven Duft, den viele Insekten gar nicht ertragen können.

4.2) Mittel aus der Apotheke

Als Repellentien werden all jene beliebten Mittel bezeichnet, die zum vorbeugenden Schutz vor Mückenstichen auf die Haut aufgetragen werden können. Das lateinische Wort "repellent" bedeutet in etwa "fernhalten" oder "vertreiben". Es sind alt bewährte Wirkstoffe wie Diethyltoluamid (DEET) oder Pyrethrum (aus der Wucherblume), die dazu führen, dass die Mücken den Menschen nicht mehr riechen können.

Der natürliche Wirkstoff Pyrethrum ist schon seit der Römerzeit bekannt. In letzter Vergangenheit hat sich auch p-Menthan-3,8-diol (Citriodiol®), das als pflanzlicher Wirkstoff als besonders wirksam eingestuft wird, gut bewährt. Citriodiol® stellt man übrigens aus den Blättern des chinesischen Eukalyptus citriodora her.

Zu den synthetischen Wirkstoffen zählt neben dem "Klassiker" DEET der relativ moderne Wirkstoff Icaridin, der seit 1998 in Repellents wie Anti Brumm® Classic eingesetzt wird. DEET wurde schon 1946 durch die US-Armee für Mückengebiete entwickelt und gilt noch heute als der "Goldstandard" bei den Insektenabwehrstoffen. Zu beachten ist, dass diese Mittel nicht von schwangeren oder stillenden Frauen sowie von Kindern unter zwei Jahren angewendet werden.

4.3) Sind in Urlaubsgebieten besondere Schutzvorkehrungen vorzusehen?

In Mittel- und Südamerika (außer Chile und Argentinien) grassieren das Dengue- und Zika-Virus. Es gibt gegen diese Erreger keine Impfungen. Die St.-Louis-Enzephalitis wird durch Arboviren ausgelöst und kommt in Nordamerika häufig vor. Eine ganz besonders hohe Gefährdung besteht in den Tropen und Subtropen, fast der gesamte afrikanische Kontinent gehört zu diesem Klimagürtel. Trotz der Wärme in diesen Regionen ist eine langärmelige, gut geschlossene Kleidung (möglichst hell) unbedingt zu empfehlen. Auf Moskitonetze darf auf keinen Fall verzichtet werden. Dennoch sind chemische Repellents ebenfalls unverzichtbar. Bewährt haben sich Haut- und Kleidungssprays, die DEET enthalten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Bettnetze mit Insektiziden zu imprägnieren. Für die Tropen geeignet sind schwerflüchtige Pyrethroide wie

  • α-Cypermethrin,
  • Deltamethrin,
  • Etofenprox,
  • λ-Cyhalothrin oder
  • Permethrin.

Die Maschenweite der Netze sollte 1,2 Millimeter nicht überschreiten.

Ein Schlusswort:

Die Asiatische Tigermücke ist ganz ohne Zweifel weltweit auf dem Vormarsch, woraus ernst zu nehmende Gefahren für uns alle erwachsen. Daher kann der Wert eines adäquaten Mückenschutzes gar nicht überschätzt werden.